Von M. KAMPMANN
Bochum (eig. Ber.). Der Eintrittin die' verzauberte Welt von Laura Hemandei. geschieht durch das Totenreich. In einer Koje im Museum Bochum sieht man Totenköpfe auf dem Boden. Grablichter leuchten 'die geheimnisvolle Szenerie aus. "Omnia", das All des Menschseins, ist eine Ausstellung der mexikanischen Künstlerin, die man als Installation betrachten kann. Zusammen mit Fotografien von Jürgen Mahnert-Lueg komplettiert die Schau das gegenwärtige Programm des Museums.
Die zwei Ausstellungen haben eines gemeinsam: Sie entführen den Betrachter in ungewohnte Sehwelten.
Da sind die Bilder von Mahnert-Lueg. Keine Reportage, sondern mehr der kontemplative Blick auf die Dingwelt spiegelt sich in den Fotos. "Knoten" nennt der gebürtige Bochumer eine Serie, die diesen Mikrokosmos wiedergibt. Die Bilder tragen allesamt Ortsnamen. Aber das scheint nicht so wichtig zu sein. Sie behandeln sämtlich das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen. Da sieht man sich verfangende Baumwolle in einem Zaun oder ein Stück altes Tau im Sand. Die Größe der Abzüge läßt das Auge die haptischen Qualitäten des Beiläufigen, Unspektakulären erfahren. Neben den jüngsten Farbaufnahmen sieht der Betrachter eine alte Reportage über ein französisches Fischerdorf. Le Guilvinec, der Ort und seine Bewohner sind in der Mahnert-Lueg typischen Weise aus dem zeitlichen Zusammenhang entbunden. Stille, Leere. Selbst ein junger Hund erscheint wie versteinert, zur Betrachtung frei, der Zeit, der Vergänglichkeit entrissen.
Ganz anders die Reise, zu der Hemandez einlädt. Hier wird der Besucher geführt. Nach dem fiktiven Friedhofsbesuch, der auf einen mexikanischen Ritus zum Totengedenken anspielt, geht der Besucher mit einer Taschenlampe bewehrt durch einen Tunnel. In diesem entdeckt er Symbole des Lebens. Die Bilder, die darauf folgen, zeigen eine Welt der Magie. Hie'r zeigt sich der Unterschied der Kulturen. In Mexiko verband 'sich Indianisches mit Christlichem zu einer ganz eigenen Auffassung von Wirklichkeit. Diese spricht beredt in den Bildern von Hemandez von der Verbindung des Geistigen und Körperlichen, des Magischen und Wirklichen. Die Grenze zwischen den WeIten ist fließend, wenn nicht aufgehoben. Der Betrachter befindet sich in einem Erlebnisraum, bei dem der Kunstbegriff überflüssig wird. Riesige Köpfe scheinen aus den Bildern gesprungen zu sein. Jetzt stehen sie in der Dreidimensionalität des Ausstellungs_ raums.
So wird im Museum Bochum ein Programm geboten, das zur besinnlichen Jahreszeit paßt. (Hemandez bis 8. Februar 1998, Katalog in V orbereitung; Mahnert-Lueg bis 18. Januar 1998, Katalog 35 Mark, di, do, fr, sa 11-17 Uhr, mi 11-20 Uhr, so 11-18 Uhr)